Die Geschichte des Neeser Volksschützenfestes von 1872 bis heute

Unsere Tradition beginnt mit Ende des deutsch-französischen Krieges, der Gründung des deutschen Reiches und dem Frieden von Frankfurt, also vor mehr als 140 Jahren. Der eigentliche Grund, welcher zur Entstehung von Bürgerwehren oder Bürgerbataillonen führte, waren Festigung des Friedens und der Sicherheit.

In den Gründerzeiten, so auch in Neesen 1872, waren es dann auch junge, ledige Männer mit abgeleistetem Wehrdienst, die in das Bürgerbataillon aufgenommen wurden. Schon früh, nach Erreichung der nationalen Einigung, änderte sich der Charakter der Bürgerbataillone. Der erste Kommandeur war der Einwohner Lübbing. Es rückte die Pflege des Schießsportes in den Vordergrund. Das Schützenfest hatte seinen Ursprung schon in dieser Zeit. Man traf sich einmal im Jahr um den besten Schützen, den Schützenkönig zu ermitteln. Als das Königsschießen nach dem ersten Weltkrieg jedoch zu einem Volksfest wurde, beteiligten sich auch verheiratete Männer daran. Dieser so entstandene Volksbrauch fand seine Unterstützung in allen Schichten und Berufsgruppen im Ort, und war von nun an ein fester Bestandteil des Dorfgemeinschaftslebens in Neesen.

Auch die Jahre mit ihren Kriegen und politischen Wirren hielt die Neeser nicht davon ab ihr Schützenfest zu begehen, bis es 1939 zum letzten Königsschiessen vor dem „Zweiten Weltkrieg“ kam. Das Königspaar waren Heinrich und Else Brandt.

Auch dieser Krieg ließ den Volksbrauch Schützenfest nicht in Vergessenheit geraten. 1951 errang Rudolf Nöth die Würde des Schützenkönigs in Neesen und wählte Anna Vahrenhorst zu seiner Königin. In den ersten Jahrzehnten seit Bestehen des Bataillons wechselte der Kommandeur fast jährlich. Das Königsschießen hat sich im wesentlichen bis heute nicht verändert. Eine besondere Festigung erlangte das Fest wohl durch die 1952 ins Leben gerufene

„Interessengemeinschaft zur Erhaltung des Neesener Volksschützenfestes“.

Schon damals wurde eine Satzung erarbeitet, die einen bis heute gültigen Rahmen definiert. Aus dieser Versammlung entstand dann auch das neue Neeser Bürgerbataillon mit einem feststehenden Chargiertenkorps.

1957 stand das Festzelt zum ersten Mal auf dem Schulhof. Das ist auch das Jahr der Gründung der Sportkompanie mit dem SV Porta Neesen. Nach anfänglich schweren Jahren – erst ab 1964 fand das Volksschützenfest wieder jährlich statt – bekannten sich 1966 auch der Bürgermeister und sämtliche Ratsmitglieder zu diesem alten Volksbrauch, der es ja nun auch in ein neues Jahrtausend geschafft hat.

Die Kommandeure der ersten Jahre, Karl Droste und Paul Schürmann, verstanden es vor allem mit Tatkraft und Zielstrebigkeit die Tradition des Schützenfestes fortzuführen. Auch das Kommando von Friedrich Seele, ab 1952 immerhin fast 40 Jahre, fand große Unterstützung in der Gemeinde. Fritz Seele gehörte dem Bürgerbataillon seit 1934 an. 1938 wurde er dann Adjutant des Kommandeurs Noltensmeier.

An dieser Stelle ist wohl auch der einzigartige Naturschießstand „Blauer Bruch“ zu nennen. Ein verlassener Steinbruch am Fuße des Wesergebirges, in einer Länge von 90 Metern in das Bergmassiv getrieben. Jeder kennt die herrliche Lichtung, die einen weiten Blick ins nördliche Wesertal über Neesen und die Stadt Minden freigibt. Hier werden dann nach alter Tradition der Schützenkönig, der Vizekönig und die Jugendkönige ermittelt. Aber wie wir alle wissen, kann man sich auch unter den Klängen der Spielmannszüge an einem „kühlen Blonden“ erfrischen.

Das Bataillon besteht heute aus zwei Kompanien, 1973 wurde aus der Sportkompanie die 2. Kompanie gegründet. Unser Bürgerbataillon und das Volksschützenfest haben einen Namen in der Stadt und den angrenzenden Gebieten.

2015 wurde aus der Interessengemeinschaft das

Bürgerbataillon Neesen e.V.

um den durch die Politik hervorgerufenen Widrigkeiten besser begegnen zu können.